Mittwoch, 4. April 2007

The Big Indian Apple

Mumbai. Frueher Bombay. Neuer Name, neue Stadt? Nach vier Tagen Strandidylle ein ganz schoener Schock. Man fuehlt sich klein und allein unter all den Menschen. Der Flughafen mitten in der Stadt. Inzwischen. Die Slums reichen bis an die Rollbahn. Und doch noch ueber eine Stunde ins Zentrum. Erste Parallele zum amerikanischen Pendant. Mein erster Eindruck: indischer Laerm, indische Massen und indische Touristen-Basare, aber kein indischer Charme. Mein bleibender Eindruck: Laerm sehr wohl, viele Menschen sowieso, viele Touristen ebenfalls, aber Charme! Zweite Parallele. Etwas altes Europa, etwas Indien, etwas Weltstadt. Ein Finanzviertel. Dritte Parallele. Mit Hochhaeusern in Neogotik und Art Deco, mit Buergersteigen, und Bettlern. Dazu Imbissbuden, Fruchtpressen, Bauchlaeden, exotische Gerueche. Indien! 16 Millionen, anscheinend alle gleichzeitig auf den Beinen. Und jeder hat seinen Platz, kennt seinen Weg. Ein Ameisenhaufen. Ein Wunder der Selbstorganisation mit etwas zivilisatorischer Hilfe. Vielen Ampeln zum Beispiel. Sogar mit Bedeutung. Zumindest fuer die meisten. Dadurch ein voellig unindisches Phaenomen: leere Strassen im Ampelschatten. Oasengefuehl fuer Pflasterkamele auf Stadtwanderung. Fuer Pflastermuede Unmengen Taxis. Nachbau Fiat 1950. Gelb. Vierte Parallele. Und eine Vorortbahn - uralt, aber zuverlaessig schleust sie gefuehlte Millionen stadtein- und stadtauswaerts. Laufen gegen den Strom wie ein Kampf gegen Sturm und Wetter. Aber dafuer Platz zum Atmen im Zug: antizyklisches Reisen, Privileg des Touristen ohne Alltag. Sonst gewohnte Ueberfuellung. Man kann erste Klasse kaufen. Selber Komfort, etwas weniger Menschen, etwas weniger nur, zehnfacher Preis. Zuege ohne Tueren. Warum Tueren? Effektive Klimatisierung, effektives Ein- und Aussteigen. Warum auf stehenden Zug warten? 10 Sekunden Halt reichen. Keine Signale, keine Ansagen, keine englischen Beschriftungen, aber viele hilfsbereite Mumbaikars. Ja, so heissen die. Ein besonders netter traf mich am Gandhi-Museum. Hatte einen Tag frei und freute sich ueber Gesellschaft. Ich ebenso. Fuer ein Mittagessen zeigte er mir ein paar nette Ecken. Zum Beispiel Malabar Hills. Der Weisse Hirsch von Mumbai. Kuehler, ruhiger, sauberer. Eine Stadt der Gegensaetze. Clubs und Parties wie in London. Mieten noch nicht wie in London. Aber schon wie in Berlin. Weniger gruen als in Berlin und London zwar. Aber es gibt gruen. Mitten im Zentrum sogar. Fuenfte Parallele. Zaehle ich noch mit? Einzigartig unindisch. Eine grosse Wiese. Freizeit-Cricketplatz. Einzigartig indisch! Ein sehr beruhigender Sport in der schwuelen Mittagshitze. Zumindest fuer Zuschauer. Abends Kino. Pflichtprogramm. Filmhauptstadt Mumbai. Bollywood. In Riesenauditorien aus Stummfilmzeiten. Sonst sehr indisch. Popcorn-Quassel-Pause, Live-Kommentierung und Nonstop-Klingelton-Unterhaltung. Abendessen auf Dachterrasse. Mit Sofas und Wasserpfeifen. Urlaub! Preise wie zu Hause. Man goennt sich ja sonst nichts. Zurueck zum Hotel. Zimmer erinnert an Abstellraum. Umzug nach einer Nacht. Zimmer mit Bad. Und AC. Preis wie zu Hause. Man goennt sich ja sonst nichts. Aber nach drei Tagen, ist's genug.

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