Montag, 19. März 2007

Zu Land, Wasser und in der Luft

Nach unserer kleinen Nordindien-Rundreise haben wir uns vor mittlerweile eineinhalb Wochen gen Sueden begeben. Statt einer 36stuendigen Zugfahrt hatten wir uns fuer den Flug mit einer indischen Billigairline entschieden und benoetigten von Jaipur nach Chennai (frueher Madras) einschliesslich Transfer, Wartezeit und Zwischenlandung so gerade einmal 5h. Das Fliegen stellte sich als eine sehr angenehme Fortbewegungsart heraus. Erstens sind die Flughaefen hier (noch) ueberschaubar, so dass man nicht Stunden auf Laufbaendern oder an Sicherheitskontrollen verliert, zweitens war der Service hervorragend (Hilfe beim Check-in, puenktlicher Flug, Wasser&Kekse im Flugzeug) und drittens fuehlten wir uns an Flughafen und im Airbus in einer seltsamerweise angenehm gewohnten Umgebung. Zumindest war sie weniger laut und schmutzig als die indische Grossstadt und wir mussten uns nicht im 30-Sekunden-Takt den Avancen geschaeftstuechtiger Inder erwehren.

Von Chennai fuhren wir direkt weiter nach Mamallapuram, einem sehr auf (europaeische) Touristen ausgerichteten Badeort, der allerdings auch mit Unesco-Welterbe-Tempeln und Felsenreliefs glaenzt. Dabei haben wir uns endlich einmal mit den beruechtigten indischen Bussen fortbewegt. Diese sind fast immer ueberfuellt, stammen vermutlich noch aus der Kolonialzeit und rasen wie die Henker ueber die Landstrassen - zumindest hat man beim Mitfahren diesen Eindruck, denn Strassenqualitaet, Zwischenhalte und Stadtduchfahrten lassen die Reisegeschwindigekit dennoch selten ueber 40km/h ansteigen. Meistens haben sie keine Fenster, was das Reisen zum einen ueberhaupt erst ertraeglich macht, zum anderen aber dazu fuehrt, dass man natuerlich trotzdem schwitzt und an den Kunstledersitzen klebt, sich gleichzeitig aber vor Zugluft und Halsschmerz schuetzen muss. Dennoch kommt man ganz gut und zuverlaessig von A nach B, gerade auf kuerzeren Strecken oder wenn man sich nicht rechtzeitig fuer einen Zg entscheiden konnte/wollte.

Ein besonderes Highlight a la Indien ist die Fahrplanlogistik. Busse haben zwar prinzipiell eine Abfahrtszeit, aber die stellt natuerlich nur einen groben Richtwert dar. Stuendliche Busse fahren theoretisch immer zur vollen Stunde, zweistuendliche i.d.R. ab 7Uhr plus x mal 2h usw. Tatseachlich faehrt der Bus ab, wenn er voll ist, dreht notfalls noch noch ein paar Runden um den Block und fragt die am Wegesrand Stehenden, ob sie nicht zufaellig auch nach B wollen. Entsprechend chaotisch sind die Busbahnhoefe. Da kurven staendig Busse kreuz und quer herum, machen den Motor aus und wieder an und fahren irgendwann doch ab. Die Bschriftungen sind meist nur in Hindi, so dass man sich durch Herumfragen zum richtigen Bus vorkaempft und dabei selbstverstaendlich auch mal von verschiedenen Angestellten der staatlichen Busgesellschaft gegenteilige Aukuenfte bekommt. Wir sind bisher immer ans Ziel gelangt, wichtig sind wie immer viel Geduld und nichts fuer bare Muenze nehmen, also mehrmaliges Nachfragen. Das gilt ebenso fuer Fahrzeiten. So mussten wir letzte Woche eines Morgens in die naechste groessere Stadt zum Bahnhof, nach Auskunft des Reisefuehrers, des Fahrkartenverkaeufers und eines Busfahrers sollte die Fahrt eine Stunde dauern. Nach knapp eineinhalb waren wir am Bahnhof und bestiegen gluecklich den um 15min verspaeteten Zug ...

Von Mamallapuram ging es weiter suedlich am Meer nach Pondicherry, einer herrlichen Kleinstadt und einstigen franzoesischen Kolonie, die sich als langjaehrige Enklave einiges von ihrem Kolonial-Flair bewahrt hat. Die Stadt wirkt, als sei sie von heute auf morgen von den Kolonialherren verlassen und von Indern uebernommen worden, die noch nicht so richtig was mit ihr anzufangen wissen. Die Strassen heissen "Rues" und sind schachbrettartig angeordnet, die Speisekarten voller franzoesischer Gerichte und Kuehe sucht man in den Strassen vergebens. Allerdings erinnerten uns die klimatischen Verhaeltnisse daran, dass wir weit im indischen Sueden sind. Waehrend es sich im Norden bei knapp 30Grad und deutlich kuehleren Naechten ganz gut leben liess, fanden wir schwuele 33 Grad bei nur unwesentlicher naechtlicher Abkuehlung auf Dauer weniger angenehm. So sind wir nach einigen Tagen in die Berge (die sogenannten Western Ghats) weitergereist. Dort haben wir einen Tag im Nationalpark mit Sichtung von Bisons, Elefanten und allerlei Affen verbracht und unser touristisches Programm noch mit einem Elefantenritt (Fotos folgen...) und Besuchen auf Gewuerz- und Teeplantagen abgerundet.

Von Periyar gings gestern weiter in den suedwestlichsten Bundesstaat Kerala, der von seinem weitverzeigten Kanalsystem, den Backwaters - eine Art Riesenspreewald, nur mit Palmen - gepraegt ist. Statt auf einem Touri-Boot durch die Gegend zu schippern, haben wir uns fuer 20Cent auf eine Faehre gesetzt und sind 3 1/2 gemuetlich durch die romantischen Kanaele nach Allapuzzha getuckert. Hier haben wir heute einen Ruhe- und Strandtag eingelegt. Gleichzeitig war dies unser letzter gemeinsamer Reisetag. Morgen fahren Clara und Maria gen Sueden, wo sie am Mittwoch ein Flugzeug nach Mumbai/Bombay erwartet, waehrend ich mich gemuetlich auf den Weg nach Norden mache, um dann in ca. zwei Wochen in der groessten Stadt Asiens einzutreffen.

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